Sonntag, 11. Januar 2009

GRUENZEUX unterwex in Argentinien (1)

Es war keine Winterdepression oder etwa Weihnachtsmuffelei, die den Gruenzeux-Blog in den letzten Wochen in einen friedlichen Winterschlaf versetzt hat. Nein, Gruenzeux war unterwex! Und zwar in Argentinien, genauer: in Patagonien. Drei Wochen Sommer, herrlich lange Tage, argentinisches Bife, Rotwein, Flip-Flops, kurze Hosen, Wale, See-Elefanten, Pinguine und einsame Landschaften - knapp 5.000 Kilometer (davon 1.000 km auf Schotterpiste) sind wir durch das wunderschöne Patagonien gereist. Und Grünzeugs gab's natürlich auch jede Menge zu bestaunen, dies möchte ich hier vorstellen. Los geht's in Buenos Aires, zum Einstieg eine Birkenfeige (Ficus), bei uns in den Wohnungen hauptsächlich dadurch bekannt, nahezu magisch den Staub aus dem ganzen Wohnviertel anzuziehen. Hier ein herrlicher Baum, unter dem wir die erste Cerveza genossen.
Mitten durch Buenos Aires verläuft die breiteste Straße der Welt (so behaupten es zumindest die Argentinier) - die 9 de Julio. Unendlich viele Fahrspuren, immer wieder unterbrochen von breiten Rabatten mit blau strahlenden Agapanthus-Feldern. Spätestens jetzt war klar: hier ist Sommer...
... und der Weihnachtsmann muss sich schrecklich verlaufen haben :-).
Bleiwurz und Bouganville umspielt von Palmenwedeln vollendeten das sommerliche Bild!
Buenos Aires ist eine erstaunlich grüne Stadt: Neben zahlreichen Plazas und Parks sind die Straßen von mächtigen Bäumen gesäumt, unter anderem von dem Korallenstrauch (Erythrina crista-galli) ...
...der ein Wahrzeichen und Nationalbaum Argenitiniens ist. Die feuerroten Blüten werden 20-25 cm lang und zeigen deutlich, dass die Korallenbäume zur Familie der Schmetterlingsblütler gehören.
Zur Familie der Bombacacaen gehört der Wollbaum (Chorisia speciosa)...
...ein uriger, knorriger, mit Dornen überzogener Baum mit rosafarbenen Blüten. In Argentinien heißt er "Palo Borracho" - was man mit "betrunkener Stamm" übersetzen kann und im nächsten Bild auch deutlich wird...
Der Name "Wollbaum" bezieht sich hingegen auf die Früchte, in denen die Samen in seidenähnliche Wolle gehüllt sind...
Die hellgrün, verdickten Stämme sind mit kräftigen Stacheln besetzt und geben den Bäumen ein fast echsenhaftes Aussehen.
Ein weiterer herrlicher Baum, der fast jede Plaza angenehm in Schatten hüllt, ist der Tipubaum (Tipuana tipu). Er gleicht von den Blättern ein bisschen unseren Robinien. Er wird bis zu 35 Meter hoch und bildet wunderschön knorrige, fast schwarze Stämme.
Die zierlichen Blätter geben dem Baum ein "leichtes" Aussehen, wunderschön, wenn der Wind durch die Äste spielt. Auch die Blüten sind klein und zierlich und zeigen ebenfalls die Nähe zur Robinie.
Der "König" unter den Stadt-Bäumen ist jedoch ein Gummibaum! Die Großblättrige Feige (Ficus macrophylla) hat eiförmige Blätter, sie sind dunkelgrün und ledrig-gummiartig. Der immergrüne Baum wird über 60 Meter hoch! Noch faszinierender sind seine Luftwurzeln: Sie senken sich von den Ästen aus ab und entwickeln sich beim Erreichen des Bodens zu Nebenstämmen, die das Gewicht der Äste tragen helfen.
Die Größe und das Ausmaß dieser Bäume ist einfach gigantisch (im oberen Bild ist links neben dem Wurzelstamm übrigens eine Bank mit einem Menschen drauf) ...
... auch sie findet man recht häufig auf den Plazas, bei denen sie dann das zentrale Element bilden. Doch nun genug von der wunderschönen Stadt Buenos Aires, wechseln wir in die Steppen und Halbwüsten Patagoniens!
Die Einsamkeit und Weite des Landes lässt sich eigentlich nicht in Bildern fassen. Hier regnet es ausgesprochen selten, der Boden ist trocken und staubig, die Vegetation wird von Gräsern und Polsterstauden dominiert. Man kann sich gar nicht vorstellen, welche Enttäuschung die Spanier empfunden haben müssen, als sie im 16. Jahrhundert nach langen Irrwegen endlich die Küste Patagoniens erreichten. Hatten sie doch wie unser Altkanzler "blühende Landschaften" erwartet! Blüten gibt es schon einige, nur ist die Landschaft ausgesprochen karg und nach menschlichem Empfinden eher lebensfeindlich.
Häufig sind die Halbsträucher und Stauden mit Stacheln und Dornen (als Verdunstungs- und Fraßschutz) überzogen...
...oder die Polster sind wegen des Windes flach auf den Boden gepresst...
...oder haben eine ausgesprochene Kugelform...
Bei den meisten sind die Blätter ledrig und hart...
...die Triebe sind kurz und das jährliche Wachstum ist äußerst gering. Die folgenden Polsterstauden dürften daher schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel haben...
Zwischen den Polsterstauden lukte diese Zwiebelpflanze hervor, ein bisschen ähnelt sie unseren Krokussen...
Wo es so trocken ist, darf natürlich der Kaktus nicht fehlen, hier ein sehr schön orange blühendes Exemplar...
Damit endet der erste Teil des Patagonien-Berichts. Wem die Bilder Freude bereitet haben, kann demnächst Teil 2 über den einzigen Myrtenwald der Welt, einen rätselhaften Bambus, die Magellan-Fuchsie und, und, und ... lesen.
Patagonien ist jedoch nicht nur Gruenzeux: Wer Lust auf mehr Sommer, Sonne, Wale, Guanacos und die tollen Landschaften Patagoniens hat, der klicke bitte auf das Bild:
In jedem Falle wünsche ich Euch allen ein frohes neues Jahr und eine tolle Gartensaison 2009!

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Willkommen zurück! Natürlich sollst du weiter von der Reise berichten. Die Bilder sind wirklich gut! LG Andrea

Barbara hat gesagt…

Oops, ich habe alle 154 Bilder gesehen und bin begeistert :-) !!! Welch Gegensätze, diese Weite verbunden mit der Kargheit der Vegetation, diese Farbkombinationen die nie aufdringlich aber harmonisch sind, Eindrücke man befinde sich fast in europäischen Gefilden, kurz SEEEHHR interessant. Freue mich auf die Bilderfortsetzung mit Kommentar, denn frau lernt nie aus (und lernt immer noch gerne!).
Viele Grüsse,
Barbara

Bek hat gesagt…

Das muss ja eine tolle Reise gewesen sein! Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
LG, Bek

Wurzerl hat gesagt…

Hallo Grünzeux, ich luge schon seit Tagen, wann was im Blog steht und schwups, da ist es. Gleichzeitig mit meinem Exotenpost, hast Du auch an Deinem gearbeitet. Du warst zwar viel weiter weg, aber meine Würgfeige ist größer und älter, grins. Ich habe die Bilder genossen und freue mich schon auf die Fortsetzung: bueno, entonces, hasta pronto amigo! Wurzerl

Anne majoRahn hat gesagt…

Hallo Andreas.
Was für eine Reise!!!!
Du hast ja mit deiner Holden einen unglaublich schönen Urlaub erlebt. Wenn man deinen Blog und die restlichen 159(?) Bilder sieht denkt man: was leben wir doch in einer fantastischen Welt.
Blühende Wüstenkugeln, betrunkene Bäume, Liebesblumenteppiche, Bäume die mich aus irgendwelchen Gründen an Madonna erinnern und ... und ... und
Und mittendrin mein Geburtstagsgeschenk!!!!
Andreas, diesen Urlaub wirst du dein Leben lang nicht vergessen.

Aber irgendwie bin ich auch froh, dass du wieder zurück bist.

Margrit hat gesagt…

Sehr interessanter Bericht. Tolle Fotos. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Das muss bei der Rückkehr ja für Euch der Kälteschock gewesen sein.
LG Margrit

Lis vom Lindenhof hat gesagt…

Das muss ja wirklich eine grandiose Reise gewesen sein! Alleine diese riesigen Bäume mit ihrem zum Teil bizzaren Wuchs sind schon sehenswert.
Freu mich schon auf die Fortsetzung

LG Lis

Anonym hat gesagt…

Die Bilder von den Bäumen sind toll - die Komentare echt gelungen - aber die Slideshow ist die Krönung;
diese Bilder-Reise muß ich in den nächsten Tagen unbedingt wiederholen;

Danke, daß wir daran teilhaben dürfen

Peter Dieckmann

Fuchsienrot hat gesagt…

Toller Reisebericht - besonders beeindruckt haben mich die faszinierenden Bäume. Ich freue mich schon auf den 2. Teil und da natürlich besonders auf die Magellan-Fuchsie.
Danke für deinen Besuch. Nein, ich bin bisher noch nicht Mitglied in der GdS, aber es ist sehr interessant zu wissen, dass es bei uns im Ort auch offene Pforten gibt. Da werde ich mich mal ein wenig umhören. Wir gestalten unseren Garten seit dem letzten Jahr um und da wir bei uns keine Maschinen einsetzen können und alles mit Muskelkraft (und am WE) gemacht werden muss, dauert das etwas länger. Aber was soll's -ich freue mich schon, wenn alles mal fertig ist. ;-)
LG
Angelika

Torsdag 1952 hat gesagt…

Oh wie gut, dass keiner weiss ....
Ja gut das nicht viele wissen wie wunderbar es in diesem Land ist, man dort einen himmlisch freien Urlaub verleben kann und man als Deutscher sehr willkommen ist.
Ich habe es leider noch nicht geschafft nach Argentinien zu reisen.
Danke für den Bericht, werden in noch einmal in Ruhe geniessen.
Gruss aus Westfalen
Hartmut

Margit hat gesagt…

Wow, ich bin hin und weg, nachdem ich nun auch alle Bilder im Webalbum angeschaut habe.
Die Landschaft ist unglaublich, sie greift so richtig nach der Seele mit ihren klaren Farben und ihrer - trotz dieser Wildheit - ruhigen Harmonie. Überwältigend schön, inspirierend, sehnsuchtsfördernd.
Ich werde sicherlich noch einmal die Reise durch deine Bilder antreten, da waren wo viele Eindrücke, so viele Dinge, die ich meinte zu sehen (Elefantenfüße, dabei sind's doch sicherlich Felsen, ein "versteinertes Krokodil" und andere Seltsamkeiten..., ja, ja, die Phantasie....) - dein/euer Kopf muss es ja richtig schwer haben, in die alltägliche Umgebung zurückzufinden.
Liebe Grüße & danke für die schönen Eindrücke, Margit

WolfLupo hat gesagt…

Habe deine Bilder und Schilderungen mit Spannung gelesen und angeschaut. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Gruß Micha

Anonym hat gesagt…

Oh....als Baumfreundin machte mich der Ficus dann glatt sprachlos...auf den Azoren durften wir auch einen Ficus bewundern...aber er war nicht so imposant wie dieser in Argentinien...herrlich welche ausmaße doch "Mutter Natur2 hervorbringt.......deine anderen bilder schau ich mir auch noch an...bin gespannt....