Dienstag, 2. September 2008
GRUENZEUX des Monats: Herbstanemone "Honorine Jobert"
Wenn ich eine nur sehr begrenzte Anzahl an Pflanzen beherbergen dürfte, die Herbstanemone „Honorine Jobert“ wäre auf der „Arche GRUENZEUX“ garantiert an Bord! Sie ist eine der ältesten Sorten der Japan-Anemonen (Anemone japonica-Hybriden) und wurde 1858 im lothringischen Verdun-sur-Meuse in der Gärtnerei von Messier Jobert gezüchtet. Oder besser: Dort ist sie entstanden, denn die nach seiner Tochter benannte Sorte ist vermutlich eine zufällige Mutation.Seitdem ist "Honorine Jobert" in vielen Gärten verbreitet – und das zu Recht. Die Anmut und edle Schönheit dieser rund 1 Meter hohen Pflanze begeistert mich jedes Jahr aufs Neue, erinnert aber leider auch daran, dass die Gartensaison ihre finale Runde einläutet. Die Blüten öffnen sich ab August und blühen bis in den späten Oktober. Nach der Blüte entwickeln sich attraktive, watteähnliche Fruchtstände. Mit ihrer cremeweißen Farbe erinnern sie ein bisschen an Baumwollblüten. Es lohnt sich also, die Stauden über den Winter stehen zu lassen und erst im Frühjahr ebenerdig zurückzuschneiden.
Ideale Lichtverhältnisse für alle Herbstanemonen bietet der Halbschatten oder lichter Schatten, aber selbst im Schatten ist der Blütenflor beeindruckend. Die Strahlkraft der weißen Honorine Jobert ist enorm und wirkt besonders toll vor dunklen Hintergründen. Die Pflanzen lieben feuchten, humosen Boden, bei längerer Trockenheit sollte also gewässert werden. Die Exemplare im GRUENZEUX-Garten erhalten im Herbst ein Gemisch aus Mulch und Humus, im Frühjahr eine weitere Gabe aus Humus und Hornspänen. Alle Herbstanemonen bilden tiefe Pfahlwurzeln, weswegen sie sich etwas schwer verpflanzen lassen. Man sollte die Horste daher tief abstechen, meist brauchen die Pflanzen ein Jahr zur Regeneration. Professionell werden Herbstanemonen übrigens durch Wurzelstecklinge vermehrt. Ansonsten ist „Honorine Jobert“ ausgesprochen pflegeleicht und robust. Ein weiterer Vorteil ist ihre Langlebigkeit: Die Stauden bilden jedes Jahr kurze Ausläufer und verbreitern sich so von Jahr zu Jahr zu stattlichen Horsten von mehr als einem Meter Durchmesser. Eine Standdauer von mehreren Jahrzehnten ist daher keine Seltenheit.
Herbstanemonen sind seit dem 19. Jahrhundert in unseren Gärten heimisch. Der Arzt und Botaniker Philipp Franz von Siebold hielt sie irrtümlich für eine einheimische Pflanze und beschrieb sie in seinem Buch "Flora Japonica". Züchter kreuzten sie mit einer Wildform, der weiß blühenden Anemone vitifolia, so entstanden viele Hybride, die auch heute noch in unseren Gärten wachsen. Erst viel später erkannten Botaniker, dass alle heute existierenden Japan-Anemonen mit großer Wahrscheinlichkeit von zwei Wildformen (Anemone hupehensis, Anemone vitifolia) abstammen. Diese kommen jedoch ursprünglich nicht aus Japan, sondern aus dem Himalaja und China.
Künftig möchte ich euch jeden Monat eine Pflanze vorstellen, die ich auf die „Arche“ retten würde. Oft sind dies bewährte alte Sorten, die leider zunehmend aus den Standard-Sortimenten der Discounter und Baumärkte verschwinden. „GRUENZEUX des Monats“ wird also eine kleine, wiederkehrende Hommage an alle Staudenzüchter und -gärtner und deren Arbeit. Es würde mich freuen, wenn ich damit einen kleinen Beitrag zum Erhalt der vielen tollen Züchtungen beitragen kann.
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10 Kommentare:
Suuuuuuper, super, super, lieber Grünzeux!
Eine tolle Idee hast du da gehabt, mit deiner Arche für Stauden! Genial umgesetzt, da kann ich noch was lernen. Und eines garantiere ich dir: eine ähnliche Idee habe ich persönlich im ganzen Bloggerland bisher nicht gefunden!
Ach Mann, das dauert ja noch eine Ewigkeit bis zum Oktober. Komm, verrate mir schon den ersten Buchstaben deiner Oktober-Staude.
Bitte, bitte (darfst dir dann auch wieder ein Kind[el] von mir wünschen).
A.
Boh, man ist ja richtig erschrocken, wenn die Herbstanemone einem so ürplötzlich mitten in die Augen schaut. Das ist ja ein GANZ tolles Foto!
Ich bewundere jeden, der so fantastische Makroaufnahmen hinkriegt.
Von der rosa Sorte haben wir im Vorgarten einen großen Fleck. Siehste, da komm ich kaum hin, deshalb hab ich den noch nie fotografiert ... ;-)
Ja, ich finde die auch wunderschön!
Nee, meine Dahlien sind bisher jedes Jahr (3 Jahre hintereinander) im Frühsommer immer wieder aus der Erde gekrochen gekommen. Kein Verlust. Mich wunderts auch. ;-)
Liebe Grüße
Ulrike
Wow, Gruenzeux hat schon einen "Monats-Post" geschaffen, Respekt!!!
Nein, ernsthaft, das ist eine gute Idee und ich bin gespannt auf Deine weiteren Favouriten! Mein September Favourit ist die Cimicifuga, die ich im Blog auch mal als Monographie gepostet habe (letztes Jahr). Honorine Jobert habe ich übrigens wie eine Wagenburg um einen blaublühenden Hibiscus syriacus gepflanzt. Der Hibiscus steht noch!!! Und ich bin neidisch auf Deinen stolzen großen Anemonentuff, jawollo, das hast jetzt davon, neidisch bin ich. Ich will auch mildes Westklima!!!
Einen bayerisch, sieboldianischen, grantelnden Gruß vom Wurzerl
...schön zu hören, dass euch die Idee gefällt! Ich finde, dass haben die Stauden (und ihre Züchter) einfach verdient!
Liebe Astrantia,
ich habe mich noch gar nicht richtig entschieden! Aber es könnte wieder ein "A" werden...
Liebes Wurzerl,
die Cimicifuga hatte ich auch im Kopf! Meine sind aber noch etwas jüngere Exemplare. Andererseits: Es gibt ja auch eine spätblühende...
Hallo ulinne,
schön, dass du auf meinen Blog gefunden hast. Das mit den Dahlien werd' ich doch glatt auch mal testen :-).
Viele Grüße
gruenzeux
Ahhh, Herbstanemone, sehr, sehr schön. Ich liebe dieses "Gewächs" einfach. Dein Garten gefällt mir übrigens auch sehr gut, besonders der Teich und der Bachlauf. Das ist genau mein Ding! Na, das freut mich aber, dass Dir als "Wetterauer" der Post über den Hessenpark gefallen hat. Wie versprochen kommt da noch mehr!
Liebe Grüße Britta
Hallo Gruenzeux, was spricht gegen jüngere Exemplare. Hauptsache ist doch, die Gene stimmen, grins!!!
LG Wurzerl
Hallo
Bin durch Zufall auf deiner Seite gelandet und bin restlos begeistert.
Auch bei mir wachsen Anemonen Herbsastern und Rosen.
Liebe Grüße Regina
Ich verstehe deine Begeisterung voll und ganz für diese herrliche Pflanze. In meinem Garten versuche ich es nun zum vierten Mal (!), die Honorine Jobert heimisch zu machen. Sie verschwindet leider immer wieder auf rätselhafte Art und Weise. Der Boden und Standort sollten passend für sie sein, denn die helle rosa Sorte wächst und gedeiht fast zu üppig. Ich vermute einfach, dass bis anhin die Schnecken etwas schneller waren als meine Fürsorglichkeit;-). Aber seit einer Woche sind zwei Pflänzchen wiederum im Boden (zum zweiten Mal auch die Whirlwind!). Wir werden ja sehen im nächsten Jahr!
Lieben Gruss, Barbara
Tach!
Dat loh ass ganz sching sching!
Mach wedder so, dau bass enn
richtijen Gruenzeugs-gärtner!!
Sching Gress vum Manni Merz
Nun komme ich endlich mal vorbei und bleibe auch gleich bei einer meiner liebsten Spätsommer-Stauden hängen! In unserem Wildwuchsgarten musste ich mich leider sehr viele Jahre in Geduld üben, bis aus den zahlreichen kleinen Stauden-Töpfen endlich mal üppige weiße Herbstanemonen-Stauden wurden. Allerdings meine erste weiße Herbstanemone steht nun bereits 25 Jahre in meinem weißen Vorgarten und blüht und gedeiht im lichten Schatten unter der Korkenzieherweide. Aber dort ist es auch wesentlich heißer und trockner als in unserem schattigen Wildwuchs. Denn nicht nur Barbara, auch ich, muss jetzt immer häufiger feststellen, dass die Schnecken ebenfalls Gefallen an ihr finden, wenn das Umfeld stimmt. So haben sie von meiner prachtvollen großen Whirwind vom letzten Jahr in diesem Frühjahr nur ein Blättchen hervorkommen lassen und danach alle Triebe sogleich genüsslich verspeist.
Aber ich kann es auch nicht lassen: Nun stehen zwei große, dieses Mal jedoch redzierte, Whirlwind-Töpfe noch auf der Betonfläche auf der Suche nach dem richtigen Platz...
Ein wunderschöner Post & eine gute Idee mit vielen interessanten Informationen. Hier gibt es noch so viel für mich zu sehen & zu lesen. Aber nun habe ich erst einmal den Link mitgenommen und komme bald wieder!
Liebe Grüße
Silke
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